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Samstag, 5. Januar 2013

DUNKLES GEMÜT UND STURM ÜBER AVIGNON

 CHATENOIS: 9.°°, regen, 6°C...
die frisur sitzt, rauf auf meine bmw und runter über MUHLHOUSE rechts weg nach BESANCON, wo sich bei böigem wind wabbernde nebelfahnen in den bäumen zerstäuben.  von meinem windabweiser am vorbau sammeln sich fette tropfen und jagen , durch den fahrtwind getrieben, seitlich vorbei und treffen natürlich nur auf mein bisschen offenliegendes halstuch...
dort bin ich jetzt waschelnass und frier am hals.....die nase trieft....die augen laufen...ich werd doch nich noch einen schnupfen bekommen?? kilometer um kilometer spul ich so ab und komme ins grübeln...
wieso mach ich das überhaupt?, schießt es mir durch den kopf....und genau mit diesem kopf und auch mit dem körper bin ich eigentlich noch gar nicht soweit diese reise zu bestreiten.....ich fühl mich unwohl...beklemmt....ungewissheit macht sich breit...das herz schlägt bis in den hals...
der ganze trubel, hektik, der stress,  ärger und teilweise verzweiflung in und über meinen beruf hinaus, auch mein eigenes hohes anspruchsdenken, den kunden gegenüber und selbst an mich gerichtet...
meine geleistete arbeit, die ich immer sogut wie möglich, aber fast nie sogut wie es für mich selber taugen sollte erfüllt habe, machten mich rastlos ....ruhelos......immer dampf...zeitdruck....termine...telefon...
ein spielball für andere zu sein ohne böse miene erkennen zu lassen...
all das hat tiefe furchen und gräben in meinem gemüt gespült und gegraben.....und das geht schon zulange!!!...ich fühle mich leer und verbraucht...
die bei meiner letzten reise nach ostafrika, die road2mombasa, wiedererlangte zufriedenheit hat sich in ein kleines verlies in meiner ausgebrannten hülle zurückgezogen...
meine nerven haben sich mittlerweile zu einem feinst-fadigem gespinnst verwandelt....wehe es reißt...(nur durch eine nichtigkeit ausgelöst...eine falscher wimpernschlag zur falschen zeit..)  eine dieser feinen verbindungen, bricht mein nervenkorsett schlagartig in sich zusammen...
erdrücken, würgen mein gemüt und psyche...
fremde, unheimliche und unschöne bis garstige tugenden treten dann bei mir zum vorschein, die ich bislang nie hatte... einige in meinem umfeld werden sich jetzt sicher
daran erinnern....
also sagte ich zu mir...gogo...du musst wieder weg...hat letztesmal auch geklappt!!!....
vielleicht wieder zivilisationsflucht??? westafrika wär net schlecht...aber jetzt genau auf dem weg nach LYON schiessen mir diese zweifel, gedanken und unwohlsein dermassen durch den körper...
mensch, bist net schon zu alt??  ist das alles richtig was du grad machst???....egoist!!!...du schuft!!!...nach mir die sintflut!!
...flüchte ich ??....oder will ich mich retten ???.....jedenfalls kann ich mich noch gar nicht so richtig freuen...
schaun mer mal was wird aus der reise....
der wind oder jetzt schon richtige sturmböen treiben mich südwärts über VALENCE, wo weit, weit hinten ein blauer himmel glänzt... mit zugekniffenen augen, der tiefstehenden sonne wegen, lauf ich in AVIGNON am flussgelegenen campingplatz BAGATELLE ein.  bloss heute, bei dem sturm darf ich kein zelt wegen der vielen bäume aufstellen....überall liegen runtergefallene dicke äste rum...haben so manchem parkenden auto ne beule verpasst... für 19 flocken nehm ich ein zimmer.

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